Warmes Wasser nach Bedarf

Frischwasserstationen sind eine interessante Alternative zur zentralen Warmwasseraufbereitung. Denn es wird stets nur so viel Wasser erwärmt, wie gerade nötig ist. Bei einem Ferienhaus an der Lenk ermöglicht die Technologie deutliche Energieeinsparungen. Dies gilt auch für die beiden neu installierten Wärmepumpen.

 

Frischwasserstationen sind eine interessante Alternative zur zentralen Warmwasseraufbereitung. Denn es wird stets nur so viel Wasser erwärmt, wie gerade nötig ist. Bei einem Ferienhaus an der Lenk ermöglicht die Technologie deutliche Energieeinsparungen. Dies gilt auch für die beiden neu installierten Wärmepumpen.

Lenk im Simmental ist ein beliebter Ferienort im Berner Oberland. Im Sommer, Herbst und Winter sind die Wanderer und Skifahrer allgegenwärtig. Doch im Frühling gehört das Dorf den Einheimischen, und zahlreiche Ferienwohnungen stehen leer. So auch im «Chalet Ritz», im Gebiet Rothenbach. Das 2007 erbaute Mehrfamilienhaus gehört einer Stockwerkeigentümergemeinschaft. Nur die Dachwohnung ist permanent bewohnt, die restlichen sieben Wohnungen sind vor allem zur Ferienzeit belegt. Die bestehende Haustechnik war für Spitzenzeiten mit Vollbelegung ausgelegt, zum Beispiel die Weihnachtsfeiertage. «Die Anlage umfasste eine grosse Luft-/ Wasser-Wärmepumpe für die Raumwärme sowie zwei Warmwasserspeicher von je 1000 Litern», sagt Hansjörg Schneider, Liegenschaftsverwalter und Geschäftsführer der Asporta GmbH. Diese Leistung wurde ganzjährig vorgehalten, auch wenn nur eine Wohnung belegt war. Im Juli 2018 sorgte das Hochwasser der Simme für zahlreiche Gebäudeschäden in der Gemeinde Lenk. Auch im «Chalet Ritz» wurde der Heizraum überflutet. Den Schaden übernahmen die kantonale Gebäudeversicherung sowie die Privatversicherung der Eigentümergemeinschaft. Zudem trugen die Stockerwerkeigentümer einen Mehrwertanteil. Einem raschen Ersatz stand damit nichts im Weg. «Wir wollten aber nicht einfach nochmals eine Kopie der alten Anlage installieren. Durch den permanenten Volllastbetrieb war der Strombedarf der alten Wärmepumpe sehr hoch», sagt Schneider. Deren Stromrechnung sei praktisch gleich hoch gewesen wie die Ölkosten eines identischen Nachbarhauses. Zudem war die Wärmepumpe relativ laut, und diese Geräusche störten insbesondere die Eigentümer im Erdgeschoss. Ein drittes Problem war der Platz: Das alte Aggregat war vor dem Betonieren der Kellerdecke in den Rohbau eingebracht worden. Es musste zerlegt werden, damit es überhaupt aus dem Keller geschafft werden konnte. Eine baugleiche Wärmepumpe hätte man ebenfalls demontieren und im Heizungsraum wieder zusammenbauen müssen.

 
 

Aus eins mach zwei

«Wir hätten viel zu viel Aufwand treiben müssen, um die alte Anlage nachzubauen. Für uns war deshalb klar, dass es eine neue und bessere Lösung geben muss», sagt Installateur Jürg Grossenbacher, Inhaber der Grossenbacher Haustechnik GmbH. Als Ersatz für die alte Wärmepumpe installierte er zwei neue Wärmepumpen vom Typ ELCO Aerotop S15M-IH mit einer Leistung von jeweils 17 Kilowatt. «Dieses Aggregat ist modulierend, passt also seinen Betrieb an die verlangte Leistung und die aktuelle Aussentemperatur an. Das ist viel effizienter, als eine grosse Wärmepumpe ständig auf 100 Prozent Leistung zu betreiben», erläutert Grossenbacher. Das System ist so ausgelegt, dass jeweils eine Wärmepumpe in Betrieb ist. Wenn der Bedarf an Heizwärme oder Warmwasser grösser wird, springt automatisch die zweite an. Es wird also stets nur so viel Leistung geliefert, wie tatsächlich nötig ist.  Eine Schaltung stellt sicher, dass die beiden Wärmepumpen abwechselnd in Betrieb stehen. So werden sie gleichmässig belastet. Die beiden bestehenden 1000-Liter-Warmwasserspeicher in der Waschküche waren durch das Hochwasser nur teilweise beschädigt worden. Nach dem Entfernen der alten Dämmung konnten die Speicher gereinigt und frisch isoliert werden. Nun dienen sie als Pufferspeicher für die Heizung. Das Trinkwasser hingegen wird nicht mehr in Speichern vorgehalten, sondern mit zwei ELCO-Frischwasserstationen vom Typ 40-2 «on demand» aufbereitet. Sie übertragen die Wärme aus den grossen Heizungsspeichern mittels Platten-Wärmetauschern auf das Kaltwasser. Dieses Verfahren ist energieeffizienter als die direkte Warmwasseraufbereitung via Wärmepumpe. Jede Station kann zwischen 3,5 und 39 Liter Warmwasser pro Minute liefern. «Auf den Gedanken mit den Frischwasserstationen kamen wir während der Planung. Es schien uns einfach nicht logisch, für einen einzigen Bewohner jeweils die volle Kapazität vorrätig zu halten», berichtet Jürg Grossenbacher

 
 

Effiziente Aufbereitung

Die Details der Anlage wurden von Hansjörg Flükiger, Ingenieurberater bei ELCO, ausgearbeitet. «Mit den beiden Frischwasserstationen bereiten wir nur so viel Wasser auf, wie tatsächlich benötigt wird. Wir haben also nicht mehr 2000 Liter stehendes Wasser im Keller», erläutert Flükiger. Für Verwalter Hansjörg Schneider war diese energetische Optimierung ein wesentliches Argument für den Umstieg: «In der Lenk wird es im Winter sehr kalt. Die ursprüngliche Wärmepumpe erreichte deshalb nur einen schlechten Wirkungsgrad. Wir mussten oft mit dem Elektro-Heizeinsatz nachhelfen, um das Warmwasser auf die notwendige Temperatur zu bringen.» Wie gross die effektiven Einsparungen in Kilowatt respektive Franken sind, wird Schneider bei der jährlichen Nebenkostenabrechnung im Dezember 2019 eruieren. Verglichen mit einer Ölheizung reagieren Wärmepumpen etwas träger und erreichen nicht so hohe Vorlauftemperaturen. «Deshalb laden wir mit einer oder beiden der neuen Wärmepumpen zuerst beide Speicher. Im Normalbetrieb ist eine Frischwasserstation aktiv. Sobald sie an ihre Grenzen stösst, wird die zweite dazugeschaltet», sagt Jürg Grossenbacher. Die Warmwasserverteilung wurde durch das Hochwasser nicht beschädigt und kann damit weiterhin genutzt werden. Weil die bestehende Warmwasserleitung mit einer Begleitheizung ausgestattet ist, gibt es auch kein Temperaturproblem. Bei Frischwasserstationen, die mit Warmwassertemperaturen von 50 bis 55 Grad Celsius arbeiten, muss mindestens einmal pro Woche die sogenannte Legionellenschaltung aktiviert werden. Diese heizt das Wasser während einiger Stunden auf mindestens 60 Grad Celsius auf, was die Bildung von Legionellen verhindern soll. Im Haus Rothenbach ist diese Massnahme nicht nötig. Die Temperaturen sind hoch genug, und in den Frischwasserstationen sind jeweils maximal fünf bis sechs Liter Wasser vorrätig. 

 
 

Gut für Ferienwohnungen

Für Installateur Jürg Grossenbacher sind Frischwasserstationen eine gute Option für Ferienwohnungen: «In Spitzenzeiten hat man Mühe mit der Abdeckung, den Rest des Jahres aber Überkapazitäten.» Ob die Technologie infrage komme, sei aber stark vom Gebäude und der Bauherrschaft abhängig. Denn bei allen Vorteilen besitzen Frischwasserstationen auch einen Nachteil: Bei einem Stromausfall ist im Gegensatz zu herkömmlichen Anlagen mit Speichern kein Warmwasser mehr verfügbar. Doch im Berner Oberland gibt es viele Hausbesitzer, die eine autonome Stromversorgung besitzen. «Nachdem Sturm Lothar 1999 zu langen und empfindlichen Stromausfällen geführt hat, wurden in vielen Wohnhäusern Notstromaggregate für die Ölheizungen installiert. Viele Eigentümer wollten sich damit gegen weitere Ausfälle absichern», erzählt Grossenbacher. Wie Hansjörg Schneider berichtet, ist die Eigentümergemeinschaft mit der neuen Anlage sehr zufrieden. Seit der Inbetriebnahme im Oktober 2018 funktioniere diese störungsfrei. «Wir mussten lediglich einige Mischbatterien neu einstellen» sagt Schneider. Die Warmwassertemperatur ist einige Grad Celsius tiefer als früher. Deshalb wurden einige Armaturen justiert, damit dem Warmwasser weniger Kaltwasser beigemischt wird. Neben den erwarteten Einsparungen bei den Nebenkosten streicht Schneider vor allem das Schallthema heraus: «Seit die neue Anlage läuft, habe ich keine einzige Reklamation mehr erhalten. Die Fortschritte, die in den letzen 10 Jahren bei Wärmepumpen gemacht wurden, sind wirklich beachtlich.»

 

Projekt-Informationen

Bauherrschaft
Asporta Verwaltungen, Lenk i.S.
(in Vertretung der Eigentümergemeinschaft);

Planung und Ausführung
Grossenbacher Haustechnik GmbH, Uetendorf;

Wärmepumpe
2 x ELCO Aerotop S15M-1H (je 17 kW);

Frischwasserstation
2 x ELCO Frischwasserstation 40-2 (Leistung: 3.5 - 39l/min);

Speicher
2 x 1000 Liter (bestehend), 1 x VISTRON B1000-2 (neuer Pufferspeicher).

 

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